Silber ist eine wertvolle Ressource, die immer knapper wird: Laut dem Silver Institute gibt es seit Jahren ein zunehmendes Angebotsdefizit, das sich im Jahr 2022 auf 71,5 Millionen Unzen (2.200 Tonnen) belief und gegenüber dem Vorjahr um 38 Prozent verschärft wurde. Wenn man die Bestände in Exchange Traded Products berücksichtigt, ergibt sich für das Jahr 2022 sogar eine rechnerische Unterversorgung von 96,5 Millionen Unzen (3.000 Tonnen). Die Silbervorkommen auf der Erde werden derzeit auf rund 530.000 Tonnen geschätzt, was bei gleichbleibender Produktion eine geologische Reichweite von etwa 25 Jahren bedeutet.
Besonders die Photovoltaik-Industrie ist von einer drohenden Silber-Knappheit betroffen, die derzeit etwa 15 Prozent des in Minen abgebauten Silbers verbraucht. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der University of New South Wales in Sydney haben in einer Studie festgestellt, dass die derzeitige Verringerung des Silberverbrauchs in der Solarbranche nicht ausreicht, um den Risiken einer Unterversorgung der Photovoltaik-Industrie zu begegnen. Die Forschenden betonen, dass es erforderlich sei, mehr Geld in Technologien zu investieren, die weniger Silber benötigen.
Eine Lösung bietet u. a. das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, das ein Galvanikverfahren entwickelt hat, bei dem Kupfer statt Silber für die Leiterbahnen genutzt wird. Ein weiterer Fortschritt der Forschenden ist, dass sie aufwändig zu entsorgende Polymer-Lacke und -Folien durch recycelbares Aluminium als Maskierungsmaterial für den Silicium-Wafer im Elektrolyt-Bad ersetzen konnten. Das macht die Herstellung der Solarzellen nicht nur nachhaltiger, sondern auch kostengünstiger.
Angesichts der steigenden Silberknappheit und der Umweltbelastung durch die Rohstoffgewinnung wird das Recycling im Sinne einer Kreislaufwirtschaft immer wichtiger. Ein Verfahren, das auf die Silberrückgewinnung zielt, ist das Recycling von analogen Röntgenfilmen aus dem medizinischen und dem industriellen Bereich. Mittels eines speziellen Verfahrens lassen sich aus den an langjährige gesetzliche Aufbewahrungsfristen gebundenen Filmen – je nach Art – unterschiedliche Mengen des Edelmetalls separieren und wieder nutzbar machen.