Röntgenbilder enthalten Wertstoffe, die mit speziellen Aufbereitungsanlagen recycelt werden können.

Röntgenfilmentsorgung
Wertstoffe

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8. Februar 2023

Recycling und Röntgenfilmrecycling weltweit: Wo steht Deutschland?

Die Weltbank warnt vor einem drastischen Anstieg der weltweit produzierten Abfallmenge. Während aktuell global rund zwei Milliarden Tonnen Abfall anfallen, könnten es im Jahr 2050 durch die wachsende Bevölkerung und zunehmende Urbanisierung bereits 3,4 Milliarden Tonnen sein. Diese Entwicklung führt die Bedeutung und Notwendigkeit von Recycling für eine nachhaltige Umwelt vor Augen. „Röntgenfilme sicher entsorgen“ zeigt, wo die EU und Deutschland beim Recycling stehen und welche Länder-Unterschiede es in Nischenbereichen wie dem Röntgenfilmrecycling gibt.

Vorreiterrolle der EU bei Abfallpolitik und Kreislaufwirtschaft

Die Europäische Union bemüht sich um eine weltweite Vorreiterrolle bei der Abfallpolitik und Kreislaufwirtschaft. Kreislaufwirtschaftliche Vorschriften – und damit einhergehend öffentliche Mittel – wurden auf den Weg gebracht und befinden sich in permanenter Weiterentwicklung.

Haushalte und Unternehmen in der Europäischen Union haben im Jahr 2020 etwa 225,7 Millionen Tonnen Abfall entsorgt. Das entspricht einem Prozent mehr als im Vorjahr und 14 Prozent mehr als noch 1995. Jedoch ist nicht nur die Abfallmenge gestiegen, sondern auch die Menge an recyceltem Material: Fast ein Drittel des Abfalls wurde dem Recycling zugeführt und damit 44 Prozent mehr als 1995.

Die weltweite Corona-Pandemie hat in den vergangenen drei Jahren zusätzlich Einfluss auf das Abfallaufkommen genommen. Nach einer aktuellen Studie sind hierdurch bis August 2021 allein etwa 8,4 Millionen Tonnen zusätzlicher Plastikmüll in 193 Ländern angefallen.

Betrachtet man die Recyclingraten für Siedlungsabfälle, so werden zudem große nationale Unterschiede deutlich, die sich auch auf die Anzahl der Recycling- und Abfallaufbereitungsanlagen zurückführen lassen. Während Deutschland, die Niederlande und Belgien deutlich über dem EU-Durchschnitt liegen, rangieren Bulgarien, Griechenland, Spanien, Polen, Portugal und Rumänien weit darunter. In manchen Ländern werden auch weiterhin unkontrollierte Deponien geduldet.

Recycling-Nation Deutschland

Als „Recycling-Weltmeister“, „Recycling-Nation“ oder auch „Mekka der Mülltrennung“ wird Deutschland in Studien und Fachbeiträgen bezeichnet. Auch die neuesten Daten zeigen: Im weltweiten Vergleich gehört Deutschland zu den führenden Ländern in Sachen Mülltrennung und Recycling. Nach dem Welt Abfall Index 2022 verfügt Deutschland nach Südkorea und Dänemark über die dritt-effizienteste Abfallwirtschaft weltweit.

Mit 632 Kilogramm pro Kopf fällt in der Bundesrepublik aber überdurchschnittlich viel Abfall an. Zum Vergleich: der weltweite Durchschnitt liegt bei 527 Kilogramm/Jahr. Jährlich werden nach offiziellen Angaben 302 Kilogramm Wertstoffe pro Kopf recycelt. Nach diesen Zahlen wäre Deutschland zu Recht Recycling-Weltmeister.

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) kritisiert, dass die Kreislaufwirtschaft im Gewerbebereich in Deutschland noch am Anfang stehe. Das Aufkommen an gemischten haushaltsähnlichen Gewerbeabfällen belief sich 2017 auf 5,7 Millionen Tonnen. Doch nur etwas mehr als fünf Prozent dieser Abfälle werden recycelt – wohl vor allem aufgrund fehlender Anreize und Kontrollen.

Behördlich initiierte Projekte, in denen Recyclingpotenziale hinterfragt und erforscht werden, gibt es allerdings viele. Über die Analyse von existierenden Entsorgungsketten für Produkte sowie von Hemmnissen bei der Verbesserung der Kreislaufführung werden kontinuierliche Optimierungspotenziale identifiziert und quantifiziert sowie Handlungsempfehlungen formuliert.

Nischenbereich: Recycling von Röntgenfilmen

Röntgenbilder enthalten Wertstoffe wie Silber und Kunststoff, die mit speziell dafür entwickelten Aufbereitungsanlagen recycelt und in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden können. Hierzulande ist dieses Stoffpotenzial durch Aufklärung und Informationsvermittlung inzwischen bekannt, und auch die Infrastruktur ist als Basis für nachhaltiges Recycling vorhanden. So landet das meiste Filmmaterial nicht im Restmüll, sondern bei spezialisierten Recyclingunternehmen. Das ist auch mit Blick auf die EU-Datenschutzgrundverordnung sinnvoll, da die Spezialbetriebe nicht nur umweltfreundlich, sondern auch datenschutzkonform recyceln.

Röntgenfilme führt das Europäische Abfallverzeichnis unter dem Abfallschlüssel 09 „Abfälle aus der fotografischen Industrie“, genau genommen unter der Abfallschlüsselnummer AS 090107 „Filme und fotografische Papiere, die Silber oder Silberverbindungen enthalten“. In der Abfallbilanz des Statistischen Bundesamtes werden medizinische und industrielle Röntgenaufnahmen unter dem EWC-Code 10.2 „Gemischte und undifferenzierte Materialien (ungefährlich)“ geführt, für den im Jahr 2020 ein Abfallaufkommen von insgesamt 6.509.000 t dokumentiert ist.

Zwar konnten für diesen Artikel keine Vergleichsdaten aus anderen Ländern ausfindig gemacht werden, doch ist aus Recyclingkreisen bekannt, dass in vielen anderen Ländern Röntgenfilme nicht werkstofflich recycelt, sondern energetisch verwertet werden. Vielerorts, z. B. in den skandinavischen Ländern, in Österreich, Polen, Belgien, Spanien, Holland, Portugal, Slowenien, Jordanien, Abu Dhabi und im Oman, gibt es jedoch Sammler, die edelmetallhaltige Abfälle abholen und zum werkstofflichen Recycling nach Amerika oder auch Deutschland verschicken.

In vielen Ländern, darunter etwa auch Österreich, gibt es gar keine spezialisierten Recyclingunternehmen mehr. Frankreich und England haben nur Anlagen zur Veraschung. Damit profitiert Deutschland ganz klar von den schlechteren Recyclingmöglichkeiten in anderen Ländern.

Dabei gilt auf europäischer Ebene die fünfstufige Abfallhierarchie, wonach das Recycling Vorrang gegenüber der Verwertung und der Beseitigung hat.

Weil insbesondere endliche metallische, aber auch mineralische und fossile Rohstoffe weltweit nur begrenzt verfügbar sind, ist eine weltweite Sensibilisierung für die Bedeutung des Recyclings und die Notwendigkeit gegenseitiger Unterstützung bei Recyclingpotenzialen nicht nur wünschenswert, sondern ein Gebot der Stunde.

Röntgenblick

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