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2. März 2022

Radiologie in der COVID-19-Pandemie: Auswirkungen und Entwicklung

Die COVID-19-Pandemie hat die Schwachstellen des deutschen Gesundheitssystems wie mangelnde Digitalisierung und Vernetzung sichtbar gemacht und bestehende Probleme wie die Stressbelastung zusätzlich verschärft. Gerade auch in radiologischen Einrichtungen. Unter dem Handlungsdruck wurden in medizinischen wie auch administrativen Bereichen neue Strukturen und Netzwerke etabliert. Dabei rückte auch die Archivpflege in den Fokus.

Burnout-Krise in der Radiologie vor der Pandemie

Eine neuere, von Philips initiierte Studie ergab, dass die Burnout-Rate von in Deutschland beschäftigen Medizinisch-technischen Radiologieassistentinnen und -assistenten (MTRA) bereits vor der Pandemie bei 97% lag. Damit nahm Deutschland die Spitzenposition gegenüber den USA (36%), Frankreich (33%) und dem Vereinigten Königreich (30%) ein. Der Dachverband für Technologen/-innen und Analytiker/-innen in der Medizin Deutschland e. V. verwies im Kontext der Studie auf den eklatanten Nachwuchsmangel in den MTA-Berufen und forderte Arbeitgeber und Politik auf, für das notwendige Personal und den Gesundheitsschutz der MT(R)A-Berufe Sorge zu tragen.

Corona erhöhte Stresslevel vor allem in der ambulanten Versorgung

In der frühen Phase der Corona-Pandemie (Frühling und Frühsommer 2020) war das Stresserleben von Beschäftigten in der ambulanten Versorgung vergleichsweise hoch – höher als beim medizinischen Personal in den beiden anderen Sektoren des Gesundheitssystems, der Krankenhausversorgung und der präklinischen Notfallmedizin. Zu diesem Schluss kommt eine gerade erst veröffentlichte Studie unter Leitung von Privatdozentin Dr. Marie Ottilie Frenkel vom Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg. Zu den Stressfaktoren gehörten „insbesondere Angst vor Ansteckung, Unsicherheit und mangelndes Wissen sowie Sorgen um das Team“, erläutert die Sportpsychologin Dr. Frenkel. Ebenso äußerten die Beschäftigten die Befürchtung, dass das Privatleben aufgrund der hohen Arbeitslast beeinträchtigt würde.

Radiologische Praxen unterschiedlich betroffen

Im Mai 2020 konstatierte Dr. med. Andreas Bollkämper, Radiologe aus Hamburg und Kassenführer des Berufsverbands der Deutschen Radiologen (BDR), im Radiologen Wirtschaftsforum: „Die radiologischen Praxen in Deutschland sind von der COVID-19-Pandemie ganz unterschiedlich betroffen. Zu Beginn der Pandemie hat es eine große Unsicherheit gegeben. Viele unklare Thorax-Röntgen- und Thorax-CT-Aufträge trafen auf schlecht bis gar nicht ausgerüstete Praxen. Der Mangel an Schutzausrüstung war eklatant. Teilweise herrschte auch Personalmangel wegen der sehr weitgehenden Praxis bei der Verhängung von Quarantäne-Maßnahmen, auch für das Röntgen-Personal.“ Die hohe Leistungsfähigkeit der Thorax-CT zur Klassifizierung auch der Schwere der Corona-Fälle sei wegen der schleppenden Bereitstellung der Schutzausrüstung anfangs nur wenig zum Tragen gekommen.

Auch die wirtschaftlichen Folgen in der ambulanten Radiologie seien zu Beginn der Pandemie unterschiedlich ausgefallen. Vom Runterfahren der Routinen, auch in Krankenhäusern, um Intensivbetten für Corona-Patienten freizuhalten, war nach Bollkämpers Einschätzung auch die zugehörige ambulante Diagnostik betroffen. Vorsorgeuntersuchungen wurden eine Zeit lang ganz ausgesetzt. „Das half zwar, den Personalmangel durch Quarantäne auszugleichen, stellte aber einen erheblichen Verlust dar.“ Den Personalmangel habe die Schließung von Kitas und Schulen weiter verschärft.

Bedeutung der Radiologie bei der Diagnose und der Verlaufskontrolle von COVID-19

Die wichtige Rolle der Radiologie bei der Diagnose und der Verlaufskontrolle der Patienten mit COVID-19 war in Fachkreisen bereits früh klar. Um ambulante und stationäre radiologische Abteilungen auf die Versorgung vorzubereiten, veröffentlichten die führenden Branchenverbände grundlegende Empfehlungen.

 

„COVID-19 hat zahlreiche Grenzen des deutschen Gesundheitswesens aufgezeigt. Unter anderem fehlt es an ausreichender Digitalisierung, nationaler Zusammenarbeit und der strukturierten Erfassung medizinischer Daten zur Pandemie“, konstatierte die Deutsche Röntgengesellschaft im November 2021. Um das zu ändern, haben sich sämtliche radiologische Universitätsklinika mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, dem Fraunhofer-Institut für Digitale Medizin MEVIS in Bremen und der Technischen Universität Darmstadt zusammengeschlossen und das multizentrische Forschungsnetzwerk RACOON Radiological Cooperative Network geschaffen. Mit dem Netzwerk existiert nun eine landesweite Infrastruktur zur strukturierten Erfassung radiologischer Daten von COVID-19-Fällen.

Radiologische Ausbildung digital fortgesetzt

Durch Corona stockte auch die radiologische Ausbildung in Präsenz. Neben digitalen Lösungen seitens der Bildungseinrichtungen hat auch die Deutsche Röntgengesellschaft in diesem Zusammenhang ihre interaktive E-Learning-Plattform ausgebaut. Das dort zur Verfügung gestellte Angebot aus Kursinhalten und -modulen für Medizinstudierende im Bereich Radiologie wurde um neue Kurse und Lehrmaterialen ergänzt.

Archivpflege bei freien Kapazitäten

Um Platzkapazitäten für COVID-19-Patienten zu schaffen, wurden zu Beginn der Pandemie auch Archivräume auf den Prüfstand gestellt und reduziert, d. h. die nicht mehr aufbewahrungspflichtigen Altakten entsorgt. Der Bedarf an kontaktfreien Entsorgungslösungen seitens Krankenhäuser, aber auch Arztpraxen, wuchs.

Praxen, die weniger vom Personalmangel betroffen waren, und Kliniken, deren für Corona-Patienten freigehaltene Betten zweitweise nicht voll belegt waren, nutzten freie personelle Kapazitäten für Aufgaben, für die sonst eher weniger Zeit blieb. Dazu gehörte auch die Archivpflege, bestätigen Dienstleister aus der Entsorgungswirtschaft. Akten, deren gesetzliche Aufbewahrungsfrist abgelaufen war, wurden aussortiert und für enthaltene Röntgenfilme ein fachgerechtes Recycling angestoßen.

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