Bei der Schlaganfall-Diagnose und darauffolgenden Einleitung der richtigen Therapie zählt jede Sekunde. An Tools, die die Diagnose – oder den Ausschluss eines Schlaganfalls – unterstützen und beschleunigen, wird deshalb intensiv geforscht. Ein Forschungszweig widmet sich der Entwicklung und Anwendung künstlicher Intelligenz (KI) in der medizinischen Bildgebung. Und in diesem Bereich gibt es vielversprechende Nachrichten aus Heidelberg: Hier stellte ein Forscherteam eine neue Anwendung vor, die CT-Bilder mittels künstlicher Intelligenz schneller und zuverlässiger auswertet.
Mitarbeitende des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD), des Deutschen Krebsforschungszentrums und des Universitätsklinikums Bonn haben einen Algorithmus zur automatisierten Auswertung von CT-Bildern entwickelt. Dieser wurde mit den Datensätzen von mehr als 1.000 Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf Schlaganfall trainiert.
Eine sechsmonatige Testphase an Kliniken, in denen der Algorithmus parallel zu üblichen Diagnoseverfahren genutzt wurde, lieferte vielversprechende Ergebnisse: „Unser Algorithmus zeigte sich im Vergleich zu kommerziellen KI-Produkten deutlich genauer. Darüber hinaus ist der negative Vorhersagewert, also dass bei Ausschluss eines Gefäßverschlusses durch den Algorithmus die Vorhersage tatsächlich korrekt ist, mit bis zu 97 Prozent schon sehr gut“, so Prof. Vollmuth, Leiter der Sektion Computational Neuroimaging, Klinik für Neuroradiologie des UKHD. Damit sei das Heidelberger System mehreren kommerziell verfügbaren KI-Produkten zur Schlaganfalldiagnose überlegen. Die genauen Ergebnisse der Probeläufe sind im Fachjournal „Nature Communications“ erschienen.
Damit der Algorithmus in Zukunft noch besser wird, will das Projektteam „Data Crowdsourcing“ nutzen: Forscherinnen und Forscher können den Algorithmus für Forschungszwecke nutzen, indem sie sich online registrieren, Bilddaten hochladen und Auswertungen erhalten. Mit den eingespielten Bilddaten soll nach Zustimmung die KI weiter trainiert werden. Das Forscherteam hofft auf rege Beteiligung vieler Kliniken.
In Deutschland gehört der Schlaganfall zu den häufigsten Todesursachen. Er gilt außerdem als häufigste Ursache für eine Behinderung und für Pflegebedürftigkeit im Alter. Jährlich erleiden hierzulande rund 260.000 Menschen einen Schlaganfall, der als medizinischer Notfall eingestuft ist. Im Großteil der Fälle verstopft ein Blutgerinnsel ein Gefäß im Gehirn und stört die Sauerstoffversorgung. Um den Durchfluss wieder herzustellen, gibt es verschiedene, auch kombinierte Therapien.